Wenn Ihr Eierstockkrebs doch zurückgekehrt sein sollte, kann ich Ihnen dabei helfen, zu verstehen, was auf Sie zukommt

Bei Rückfall der Erkrankung1,2

Falls der Eierstockkrebs bei Ihnen in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wurde, kann es trotz erfolgreicher Operation, Chemotherapie und Erhaltungstherapie zu einem Rückfall der Erkrankung kommen. Tritt der Krebs nach zeitweiligem Verschwinden aller Tumoranzeichen erneut in der Becken- und Bauchregion oder den benachbarten Lymphknoten auf, so spricht man von einem „Rezidiv“. In dieser Situation ist eine erneute Behandlung erforderlich.

Der Gedanke an ein Wiederauftreten der Erkrankung kann beängstigend sein, aber es ist sehr wichtig zu wissen, dass diese Möglichkeit besteht und wie man sich vorbereiten kann.

Nach der ersten Chemotherapie spricht Ihr Arzt vielleicht von einem „vollständigen“ oder„teilweisen“ Ansprechen. Ein vollständiges Ansprechen bedeutet, dass bei bildgebenden Untersuchungen, körperlichen Untersuchungen oder Bluttests keine Anzeichen von Krebszellen zu finden sind. Bei einem teilweisen Ansprechen zeigen die Tests, dass sich das Ausmaß oder die Größe des Tumors reduziert hat.

Ihre Krebserkrankung kann jedoch auch nach einer Behandlung oder wenn Sie in Remission sind (d.h. Sie haben keine oder weniger Symptome) wiederkehren. Das nennt man „Wiederauftreten“, „Rückfall“ oder in der Fachsprache „Rezidiv“.

Ein Wiederauftreten kommt bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs leider häufig vor. Denken Sie daran, dass dies in der Natur der Erkrankung liegt und weder Sie noch die behandelnden Ärzte etwas falsch gemacht haben. Zu wissen, dass Ihr Krebs wiederkehren könnte, ist beunruhigend, aber es ist besser, sich im Voraus darüber im Klaren zu sein, damit Sie sich vorbereiten können.

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Wie verhalte ich mich, wenn der Krebs zurückkommt?

  • In dieser schwierigen Situation ist er vor allem wichtig, Ruhe zu bewahren und die nächsten Schritte mit Bedacht zu planen. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, die neue Situation mit Ihren Angehörigen und Ihrem Umfeld zu besprechen. Erstellen Sie am besten eine Liste zu allen Themen und Fragen, die Ihnen nun auf dem Herzen liegen. Auch die Kontaktaufnahme zu einer Beratungseinrichtung eines Kompetenzzentrums für Eierstockkrebs oder einer Selbsthilfegruppe kann jetzt hilfreich sein. 
  • Besprechen Sie Ihre Lebenssituation und Ihre Bedürfnisse ausführlich mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin, am besten zusammen mit einer begleitenden Person Ihres Vertrauens. Bedenken Sie auch, dass Sie jederzeit das Recht auf eine ärztliche Zweitmeinung haben. 
  • Ihre weitere medizinische Behandlung sollte unbedingt in einem kompetenten gynäko-onkologischen Zentrum mit großer Erfahrung für (rezidivierten) Eierstockkrebs durchgeführt werden. Eine Übersicht solcher Einrichtungen in Deutschland finden Sie hier.
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Ein Rückfall der Erkrankung kommt bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs leider häufig vor. Aber auch in dieser Rezidiv-Situation gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlungssituation bei Rückfall der Erkrankung1-3

Ein Rückfall oder„Rezidiv“ des Eierstockkrebses macht bei Ihnen eine erneute Behandlung erforderlich. Das neue Therapieziel besteht in erster Linie darin, das Tumorwachstum bei guter Lebensqualität wirksam einzudämmen. Onkologen/Onkologinnen sprechen nach einem Rückfall des Eierstockkrebses von einer„Rezidiv-Situation“: Das bedeutet, dass Ihre Erkrankung nun ein chronisches Stadium erreicht hat. Dennoch gibt es auch in dieser Situation wirksame Behandlungsmöglichkeiten.

Nach einem Rückfall der Erkrankung werden Sie durch Ihren behandelnde(n) Arzt/Ärztin zunächst ausführlich über mögliche Vorteile und Nachteile einer erneuten Krebsbehandlung aufgeklärt. In einer interdisziplinären Tumorkonferenz bestehend aus Ärzten/Ärztinnen unterschiedlicher Fachbereiche, wird anschießend die weitere Therapieplanung besprochen. Bei der Auswahl der für Sie geeigneten Therapie werden neben Ihrem Allgemeinzustand, dem zu erwarteten Behandlungserfolg und den möglichen Behandlungsrisiken auch Ihre individuellen Wünsche berücksichtigt.

Eine gute Nachricht ist, dass sich in den letzten Jahren die Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen mit einem Rezidiv des Eierstockkrebses in Ergänzung einer erneuten platinhaltigen Chemotherapie deutlich verbessert haben. So hat sich mittlerweile herausgestellt, dass ausgewählte Patientinnen unter bestimmten Umständen von einer erneuten Operation profitieren können. Das bedeutet für viele Betroffene ein Gewinn an Lebenszeit bei guter Lebensqualität.

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Für Ihre weitere Behandlung nach einem ersten Rückfall ist vor allem bedeutsam, ob bei Ihnen die platinhaltige Chemotherapie im Rahmen der Erstbehandlung wirksam war. Man spricht dann in diesem Zusammenhang von einem „platin-sensitiven Rezidiv“. In dieser Situation kommt für Sie in der Regel eine erneute platinhaltige Chemotherapie infrage. Falls Ihr Eierstockkrebs im Verlauf der ersten platinhaltigen Chemotherapie nicht reagierte oder im Verlauf von weniger als 6 Monaten weiter gewachsen ist, spricht man von einem „platin-resistenten Rezidiv“.

 

Behandlungsmöglichkeiten bei einem platin-sensitiven Rezidiv

Falls es sich beim Rückfall Ihrer Erkrankung um ein platin-sensitives Rezidiv handelt, so liegt eine Situation vor, in der Ihr Eierstockkrebs im Rahmen der ersten Behandlung auf die platinhaltige Chemotherapie angesprochen hatte und frühestens 6 Monate nach Abschluss dieser Behandlung erneut aufgetreten ist. Aus medizinischer Sicht  wird damit die erste platinhaltige Chemotherapie als erfolgreich bewertet und man geht davon aus, dass auch Ihr aktuelles Eierstockrezidiv auf eine platinhaltige Behandlung ansprechen wird. Doch bevor bei Ihnen eine erneute platinhaltige Chemotherapie eingeleitet wird, stellt sich zunächst die folgende Frage:

Ist eine erneute Operation sinnvoll?

  • Bestimmte Patientinnen mit einen platin-sensitivem Rezidiv können von einer erneuten Operation profitieren. Falls Ihr Behandlungsteam bei Ihnen eine realistische Wahrscheinlichkeit für eine vollständige (makroskopische) Entfernung des Rezidivtumors sieht, können Sie bei guter körperlicher Belastbarkeit und einer Reihe weiterer Voraussetzungen erneut operiert werden. Ihr Behandlungsteam wird Ihnen Nutzen und Risiken einer Zweitoperation ausführlich erläutern und mit Ihnen eine einvernehmliche Therapie-Entscheidung treffen.

Erneute platinhaltige Chemotherapie

  • Gemäß der deutschen Leitlinie zur Behandlung des Eierstockkrebses sollte Frauen mit einem platin-sensitiven Rezidiv bei guten Allgemeinzustand eine erneute platinhaltige Chemotherapie angeboten werden.
  • Behandlungsstandard ist auch bei einem ersten Rückfall der Erkrankung eine Kombinations-Chemotherapie aus Carboplatin und einer weiteren zytostatischen Substanz. Falls bei Ihnen im Rahmen der Erstbehandlung kein Antikörper eingesetzt wurde, so kann dieser nun zusätzlich zur Chemotherapie verabreicht werden.

Erhaltungstherapie

  • Spricht Ihr platin-sensitives Rezidiv erneut auf die zweite platinhaltige Chemotherapie an, so können Sie auch in dieser Situation von einer erneuten Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor profitieren. Eine zusätzliche molekulare Testung von Tumorgewebe zum Nachweis einer BRCA-Mutation (BRCA-Gentest) oder einer homologen Rekombinationsdefizienz (HRD-Test) ist in der Rezidiv-Situation nicht erforderlich.
  • Der nun zur Erhaltungstherapie ausgewählte PARP-Inhibitor (aktuell stehen 3 Substanzen zur Wahl) kann so lange verwendet werden, wie Sie das Medikament vertragen und kein erneuter Rückfall beobachtet wird.
  • Auch der die Gefäßneubildung hemmende Antikörper kann in der Rezidiv-Situation unter bestimmten Voraussetzungen als Erhaltungstherapie eingesetzt werden, sofern dieser bisher kein Bestandteil der vorangegangenen Therapie war. Im Unterschied zur Rezidiv-Behandlung mit PARP-Inhibitoren ist bei der Antikörper-basierten Therapie ein Ansprechen auf die erneute platinhaltige Chemotherapie keine notwendige Voraussetzung, diese Behandlung kann also auch bei einem platin-resistenten Rezidiv eingesetzt werden. Auch hier erfolgt die Erhaltungstherapie bis zu einem weiteren Fortschreiten der Erkrankung oder dem Auftreten nicht tolerierbarer Nebenwirkungen.

 

Behandlungsmöglichkeiten bei einem platin-resistenten Rezidiv

Falls es sich beim Rückfall Ihrer Erkrankung um ein platin-resistentes Rezidiv handelt, so liegt eine Situation vor, in der Ihr Eierstockkrebs im Rahmen der ersten Behandlung nicht auf die platinhaltige Chemotherapie angesprochen hatte oder bereits während der Chemotherapie oder früher als 6 Monate nach Abschluss dieser Behandlung erneut aufgetreten ist.

Chemotherapie

  • Auch bei Vorliegen eines platin-resistenten Rezidivs empfiehlt die deutsche Leitlinie zur Behandlung des Eierstockkrebses eine erneute Chemotherapie, sofern der Allgemeinzustand der Patientin das erlaubt. In dieser Situation macht allerdings der Einsatz platinhaltiger Zytostatika keinen Sinn – hier wird eine Chemotherapie mit einem platinfreien Zytostatikum durchgeführt. Für diese Therapie stehen gegenwärtig 4 verschiedene platinfreie Substanzen zur Verfügung, für die Wahl der Therapie ist hier vor allem das spezifische Nebenwirkungsprofil der einzelnen Substanzen entscheidend.
  • Diese platinfreie Chemotherapie kann unter bestimmten Voraussetzungen mit dem oben genannten Antikörper kombiniert werden, falls dieser nicht bereits bei einer früheren Behandlung zum Einsatz kam.

 

Palliative Behandlung

Trotz erheblicher Fortschritte in der Krebsmedizin machen Krebspatient(innen) leider immer noch häufig die Erfahrung, dass sich ihr Zustand nachhaltig verschlechtert und für sie nach vielen Therapielinien keine Aussicht mehr auf Heilung besteht. Diese Erkenntnis kann bei Betroffenen und Angehörigen sehr unterschiedliche Emotionen auslösen – häufig fällt es schwer, über Themen wie Abschied, Trauer, Sterben und Tod zu sprechen. In dieser Situation benötigen alle Beteiligten viel Zuwendung, Anteilnahme und Fürsorge.

In dieser Phase sollten Patientinnen mit Eierstockkrebs durch eine spezialisierte Palliativversorgung betreut werden, bei der medizinische und psychosoziale Maßnahmen zusammengeführt und koordiniert werden. Die Palliativmedizin orientiert sich vorwiegend an den individuellen Therapie- und Lebenszielen der Patientin. Im Vordergrund stehen hier folgende Behandlungsziele:

Linderung von Beschwerden

Vermeidung unnötiger Belastungen durch Therapien und Untersuchungen

Erhalt oder Verbesserung der aktuellen Lebensqualität

Weitere Informationen zu Palliativ-medizinischen Angeboten erhalten Sie hier.

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Nachdem Sie die Diagnose eines Wiederauftretens der Krebserkrankung erhalten haben, bespricht der Arzt Ihre Behandlungs-Möglichkeiten mit Ihnen.

Referenzen:

1. Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe & AWMF. S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren, Version 5.1 (2022)
2. Deutsche Krebshilfe & Deutsche Krebsgesellschaft. Krebs der Eierstöcke - Die blauen Ratgeber. (2020)
3. Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe & AWMF. Patientenleitlinie Eierstockkrebs - Ein Ratgeber für Patientinnen (2018)

Bei „Sophia“ handelt es sich um eine fiktive Person. Alle Bilder zeigen fiktive Personen.

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